Sein, wie ich bin

Neulich habe ich auf Instagram ein kurzes Video gesehen, in dem die Protagonisten auf der Couch abhingen und “einfach nur waren”. Der Hinweis, in diesem Alltag mehr zu Sein als zu Tun. Im Grunde vollkommen korrekt, aber in der Vermittlung dennoch irreführend und dabei sehr gängig.

Mir vermitteln diese Aufrufe immer das Gefühl, als gäbe es eine Trennung zwischen Sein und Tun. Als wäre das Sein die kurze Pause zwischen dem vielen Tun (oder auch Über-Denken), ein Silo nach dem Anderen, ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste, absolut linear, wie wir unser Leben eben so leben. Sein bedeutet dann auch gezwungenermaßen in der Ruhe sein, um Präsenz ringend.

Das eigentliche Sein ist aber viel durchgängiger, weniger planbar (es muss nicht geplant werden) und dabei auch um einiges revolutionärer.

So weit ich es bisher verstehe, heißt es, dass ich in einem direkten und stabilen Kontakt bin mit mir selbst, meinen Empfindungen, Wahrnehmungen und vor allen Dingen mit meinen Gaben. Im Sein ist es für mich irrelevant, ob ich Andere damit beeindrucken oder ihnen damit dienen kann. Ich warte nicht auf Widerhall und spreche und handle nicht allein wegen eines möglichen Effekts. Ich vertraue meinen Impulsen, meinen Bedürfnissen und weiß, dass ich so wie ich bin, wertvoll bin. Es gibt dann nichts zu Tun, im Sinne einer Kompensation.

Ich habe Zeit meines Lebens mit meinem Kopfkino verbracht. Die Vorstellung wie meine Worte und Handlungen möglicherweise auf Andere wirken könnten oder gewirkt haben. Wie ich es Allen zeige, ob sie es wollen oder nicht. In dieser Sandwich-Position zwischen Vergangenheit und Zukunft lebt es sich nicht gut. Denn dabei spielt die Gegenwart, in der ich mich voll entfalten kann, keine Rolle.

Wahres Sein bedeutet unausweichlich, dass ich tue und tun will. Weil das meine Motivation, Inspiration und Energie als Mensch ist. Ich tue es aber nicht, um Liebe, Aufmerksamkeit oder Zustimmung zu bekommen, sondern weil natürlicherweise das, was in mir ist, auch nach Außen streben will.

Es geht also für viele von uns, die in mehr Ruhe, Kraft und Klarheit kommen wollen, darum, dass wir uns allmählich lösen, von den Kompensationsmechanismen, die uns unser ganzes Leben begleiten. Dass wir erkennen, was von dem, was wir in die Welt tragen, wirklich unserem eigenen Bedürfnis nach Aktion und Selbstausdruck entspricht und was nicht. Und dass wir uns wieder mehr auf die Gaben konzentrieren, die in uns ganz einzigartig angelegt sind und von denen uns die Welt lange genug weis machen wollte, dass sie so nicht relevant oder wertvoll seien.

Dieser Prozess der Entfaltung ins Sein, wie ich bin, ist meines Erachtens der bedeutsamste, den wir machen können, für uns, für unsere Beziehungen und für die Welt.

Suchst Du nach Unterstützung, um Deine Gaben zu erkennen, die Kompensationsmechanismen, die Dich hindern zu überwinden und zu verstehen, wo Du mehr lassen und anders tun kannst?

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