Fokus

Ich habe seit Langem unbewusst und jetzt sehr bewusst den Impuls, mich zu fokussieren. Und dabei beziehe ich mich nicht alleine auf meine Arbeit, sondern auf mein ganzes Leben. Ich habe das Gefühl, dass Alles um mich herum stärker kondensiert. Als gälte es, allen Raum auszufüllen, der sich bietet.

Für mich ist das nicht das richtige Lebensgefühl.

Ich lese und höre schon seit Jahren keine Nachrichten mehr. Irgendwann ist mir das zu viel geworden; nur bedingt im Bezug auf die Masse und die Geschwindigkeit der Neuigkeiten. Mir ist auch klar geworden, dass ich mich schwer auf mich Selbst konzentrieren kann, auf meine eigene Wahrnehmung der Dinge bzw. Atmosphäre, wenn mein Kopf sich anfüllt mit Fakten, Annahmen, Interpretationen, den Gedanken und letztlich auch den Gefühlen Anderer.

Das wirklich Wichtige kriege ich immer mit, ich lebe ja in der Mitte dieser Gesellschaft. Mir wurde einmal vorgeworfen, dass ich mir eigentlich keine Meinung bilden könnte, ohne mich den Zeitungen dieser Welt zuzuwenden. Das ist für mich nicht richtig. Es stimmt, dass ich mich nicht in Argumenten zu Fakten (oder nicht), Details und den Zusammenhängen ergehen kann, wenn ich sie nicht kenne. Aber das will ich auch gar nicht. Ich kann aber eine Aussage darüber treffen, was ich für menschlich halte und was nicht; was ich für Menschen-möglich halte und was nicht. Dazu braucht es einen inneren Kompass, keine Zeitung.

Und auf diesen inneren Kompass möchte ich mich immer mehr beziehen und verlassen können. Das fällt mir schwer, wenn ich meinen Fokus im Lärm dort draußen versenke.

Fokus bedeutet für mich, dass ich mir klar bin und werde, was für mich wirklich wichtig ist; dass ich einen bewussteren Bezug zu meinen Kapazitäten und zur Gegenwart schaffe.

Es bedeutet für mich auch, dass ich mir aus eigenem Antrieb das Netzwerk schaffe, das mich unterstützt. Ich kenne meine Kernthemen bzw. Herausforderungen und weiß, an wen ich mich wenden kann. Manchmal brauche ich einen Zugang, der direktiver ist, d.h. mir konkret Rat gibt; manchmal brauche ich eher Raum, um mich auszudrücken und in der Resonanz mit Anderen zu verstehen, was für mich gerade bedeutsam ist.

Fokus bedeutet für mich, zu wissen, welche Routinen mich darin unterstützen, bei mir zu bleiben. Und diese dann so gut wie möglich in meinen Alltag zu integrieren.

Es bedeutet für mich auch, Pausen einzulegen und immer wieder langsamer zu machen, als ich es eigentlich könnte. Es geht auch ein bisschen darum zu ertragen, dass ich meinen Wert nicht verliere, wenn ich mich von der äußeren Leistung auf die innere Verarbeitung konzentriere.

Fokus bedeutet für mich, Klarheit zu gewinnen, wer mir im Leben gut tut und wer nicht. Da geht es bei mir oft weniger um das Loslassen alter Kontakte, sondern um das Eingehen bewusster neuer Kontakte.

Es bedeutet für mich auch, zu verneinen und abzusagen, was sich für mich nicht eindeutig richtig anfühlt und es aushalten zu können, wenn sich die Entscheidung unsicher anfühlt. Eine andere Möglichkeit wird kommen, soviel habe ich im Leben schon gelernt :)

Fokus ist, wenn man es so will, ein revolutionärer Akt, weil er bedeutet, dass ich mich meinem eigenen Rhythmus, meinen eigenen Bedürfnissen und meiner eigenen Wahrnehmung zuwende. Und dabei fein damit bin, wenn es im Außen zieht und zerrt.


Ein paar Fokus-Tipps von mir an Dich:

  • Definiere für Dich regelmäßige Zeiten, zu denen Du schläfst und aufstehst; wann Du Dein Handy abends aus- und morgens wieder anschaltest. Das gibt Dir Struktur, wann Du Dich mit dem Außen verbindest und wann Du ganz für Dich da bist.

  • Plane täglich eine kurze Meditation oder Atempause ein, in der Du Dir Zeit nimmst, zu spüren & zu ordnen, was für Dich heute wichtig ist & welche Intention Du für den Tag hast (z.B. Fokus ;).

  • Esse ganz bewusst, nimm Dir dafür Deine 2-3 Pausen pro Tag. Für unser System ist es wichtig, dass wir uns klar entscheiden, wann wir “ruhen” und wann wir in Aktivität sind.

  • Nimm Dir nicht mehr als 3 To do’s pro Tag vor. Das hilft Dir, Dich nicht schnell überwältigt zu fühlen und Deine Projekte mit mehr Qualität zu erledigen. Und vergiss nicht, dass “Kind abholen”, “Essen kochen”, “Aufräumen”, “Einkaufen” ebenfalls den Tag anfüllen.

  • Raum schaffen ist ganz wichtig für Fokus, denn als Menschen müssen wir Eindrücke auch verarbeiten. Also schau, ob Du zwischenzeitlich eine Kaffeepause einlegen kannst oder Zeit für Spaziergänge findest.

  • Wenn Du Dich nicht 100%ig für etwas entscheiden kannst, dann sage es ab oder verschiebe es auf einen späteren Zeitpunkt. Denke immer daran, dass Du Dir damit die Möglichkeit gibst, Dich auf das wirklich Wesentliche zu konzentrieren.

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