“…damit die Welt ihrer Kinder würdig wird.”
Formuliert der Cellist Pablo Casals am Ende eines längeren Zitats zur unkind-gerechten “Erziehung” die unsere Welt in vielen Teilen ihren Kindern zuteil werden lässt.
Mich berührt dieser Endsatz zutiefst. Ich vermisse in so vielen Aspekten unseres alltäglichen Lebens den Fokus auf das Wesentliche, das Menschliche in uns und Anderen. Denn wenn wir von Kindern sprechen, dann sprechen wir im Grunde nicht nur von den tatsächlichen Kindern, unseren und denen in dieser Welt, sondern auch von den Kindern in uns.
Das ist meine Erfahrung als Mutter: ich werde nicht nur berührt, weil ich selbst eine Tochter habe. Ich werde auch berührt, weil diese kindliche Unschuld, dieses kindliche Vertrauen in das Gute im Menschen, der Wunsch beizutragen, der Glaube an das eigene Genug-Sein, die unverstellte Freude und Neugier in mir weiterleben.
Und weil es für mich, wie für viele Erwachsene herzzereißend war, in einer Welt groß zu werden, in der weder die Würde des Kindes noch die Vielfältigkeit und Schönheit des Lebens im Vordergrund stehen.
Stattdessen, so scheint es zumindest, verschwenden wir unsere einzigartigen Ressourcen daran, zu kategorisieren, den Mensch nach vorgefertigten Mustern und Parametern zu beschreiben und zu erwarten, dass er diesen entspricht. Wir spalten im Innen wie im Außen und huldigen damit kriegerischen (auch im Sinne von destruktiv, also nicht schöpferisch und wertvoll) Auseinandersetzungen als dem unausweichlichen Weg hin zu Sicherheit und Frieden, den wir uns alleine deswegen schon genommen haben.
Die Geschichte und die Erkenntnisse unterschiedlichster Weisheitstraditionen sollten uns lehren, dass Krieg nie zu Frieden führt und dass der Krieg im Außen dem Krieg im Innen entspricht.
Ich denke, wir können es so viel besser.
Wenn alle Stricke reißen, d.h. der Wille, der Fokus und die Erkenntnis fehlen, anders in dieser Welt zu sein, dann stelle ich mir immer ein kleines Kind vor - eine wirkliche Momentaufnahmen, denn Kinder schaffen es mühelos im Moment versunken zu sein und sich auf das Lebendige in Innen und im Außen zu konzentrieren. Dann stelle ich mir auch vor, wie die Welt es immer wieder schafft, Kindern Gewalt anzutun. Und das tut so weh, dass in mir der Wille, der Fokus und die Erkenntnis reifen, anders in dieser Welt zu sein.
Natürlich muss das nicht Deine Methode sein, um Dich wachzurütteln. Vielleicht passt Pablo Casals Zitatende für Dich besser, als Weckruf, wenn Du merkst, dass Du in Richtung Abwertung, Verurteilung, Spaltung oder Überheblichkeit wanderst.
In Beziehung zu bleiben, wenn wir im Konflikt sind, ob mit uns selbst oder mit anderen, ist der allerschwerste und der allerwichtigste Aspekt im “Besser machen”. Er bedeutet nämlich, dass wir uns unseren unangenehmen Gefühlen stellen und von den Annahmen befreien, die wir so lange von den Dingen und den Menschen hatten.
Eine Welt, die unserer Kinder würdig ist, setzt für mich vor allen Dingen voraus, dass wir unser Mensch-Sein und die Art, wie wir in Beziehung sind, überdenken. Und es damit den Kindern gleich tun: unverblümt, vertrauend, Liebe gebend und nehmend, der eigenen Leidenschaft folgend, ausprobierend, kreativ & kollaborativ.